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Mythen über Holz – TEIL 1

Mythen über Holz

Holz ist neben Stein, Lehm und Stroh der älteste Baustoff. Bis ins 18. Jahrhundert wurden Gebäude ausschließlich aus diesen Materialien gebaut. Hervorragende physikalische Eigenschaften und einfache Verarbeitung trugen zur Entstehung vieler bis heute erhaltener Gebäude bei, von denen die meisten als Kulturdenkmäler gelten.

Nach und nach wurden diese Werkstoffe durch Stahl, Zement, Kalk und gebrannte Materialien ersetzt, die heute als traditionell bezeichnet werden. Ihre Herstellung erfordert einen enormen Energieaufwand, was eine erhebliche ökologische Belastung darstellt.

Jedoch herrscht weiterhin Misstrauen gegenüber Holz als Baustoff und den daraus errichteten Bauwerken. Wir stellen nun grundlegende Mythen über Holz und Holzkonstruktionen vor und versuchen sie ins rechte Licht zu rücken.

Holzböden – Nordische Fichte

1. Holz ist entzündlich und daher gefährlich

Obwohl dieser Mythos einer der bekanntesten ist, ist es sehr einfach, ihn zu widerlegen. Beim Brandschutz gibt es kein gutes oder schlechtes Material, sondern gut oder schlecht geschützte oder genutzte Materialien.

Brennbarkeit sollte nicht mit dem Begriff Feuerwiderstand verwechselt werden. Holz weist im Brandfall ein sehr vorhersehbares Verhalten auf, was eine problemlose Dimensionierung von Bauelementen auf den erforderlichen Feuerwiderstand ermöglicht.

Wenn Holz verbrennt, bildet es auf seiner Oberfläche eine verkohlte Schicht mit sehr guten Isoliereigenschaften, die das Holz letztendlich vor einer weiteren intensiven Verbrennung schützt. Man kann sagen, dass die Schutzwirkung, die durch chemische Schutzbeschichtungen für Stahl und andere Elemente erreicht werden müssen, durch das Holz selbst entsteht. Wenn man das natürliche Aussehen und die Textur des Holzes bewahren möchte, kann man mit handelsüblichen feuerhemmenden Beschichtungen die Entflammbarkeit des Holzes so weit reduzieren, dass es in praktisch allen Anwendungsbereichen eingesetzt werden kann.

2. Holz hat kurze Lebensdauer

Die Langlebigkeit von Holzkonstruktionen und -gebäuden lässt sich am besten anhand der jahrhundertelang erhaltenen Holzkonstruktionen von Kirchen oder Wohnhäusern belegen. Auch Albert Einstein baute 1925 seine Residenz in Deutschland aus Holz. Dieses Gebäude steht noch heute.

Bei hochwertiger Holzverarbeitung und guter Pflege kann der Holzbau im wahrsten Sinne des Wortes Jahrhunderte überdauern.

Unsere Vorfahren kannten keine hochgiftigen „Schutzmittel“ gegen Fäulnis und Schädlinge. Die meisten davon sind in der Natur nicht abbaubar. Wer möchte heute in einem Haus wohnen, das 1920 erbaut und nicht perfekt renoviert wurde? Die Vorfahren kannten auch nicht die Prinzipien der Bauphysik, hatten keine Kenntnisse über Kondensation und hatten keine Möglichkeit, moderne Wärmedämmstoffe und Materialien zu verwenden, die das ordnungsgemäße Funktionieren von Bauwerken während ihrer Nutzung durch den Menschen ermöglichen.

3. Holz ist nur für Wochenendhäuser geeignet

Es sind die Haltbarkeit – Lebensdauer und die statischen Eigenschaften – die den Mythos widerlegen, dass aus Holz nur wirtschaftliche und temporäre Bauten gebaut werden können. Dieser Mythos entstand in der Vergangenheit, als die Menschen, insbesondere auf dem Land, in Eigenregie verschiedene Scheunen und Wirtschaftsgebäude bauten. Und was noch wichtiger ist: Verleimte Baumaterialien waren im Allgemeinen nicht verfügbar, sodass üblicherweise nur Massivholz und verschiedene Sperrhölzer verwendet wurden.

Ein modernes Haus auf Holzbasis sieht immer danach aus, wie Ihre Vorstellungen von der Funktionalität des Hauses mit der kreativen Fähigkeit eines mit dem Bau von Holzgebäuden vertrauten Architekten übereinstimmen. Die traditionelle Form einer Blockhütte oder eines Holzhäuschens ist technisch und künstlerisch längst überholt. Erfahrungen aus aller Welt zeigen, dass es keinen Gebäudetyp gibt, der nicht aus Holz gebaut werden kann, auch große Verwaltungsgebäude, Einkaufszentren oder beispielsweise Sporthallen. Heutzutage hat Holz seinen festen Platz in der modernen Architektur nicht nur als Konstruktionsholz, sondern auch als Gestaltungselement. Beispielsweise als moderne Holzfassade, Wandverkleidung als gestalterisches Detail aber auch als ganze Wandverkleidung. Holzdielen sind genauso wie damals auch heute sehr beliebt und nicht nur für den Landhausstil geeignet.

4. Holz hat eine geringe Festigkeit und man könnte daraus keine größeren Gebäuden bauen

Holz ist ein natürlicher Baustoff mit stark in Wuchsrichtung ausgerichteten Fasern. Es weist hohe Druck- und Zugfestigkeit bei relativ geringem Raumgewicht auf. Heutzutage wird Holz in Form von Massivholz nur noch in begrenztem Umfang verwendet. Auf dem Markt werden auch Produkte aus kleinerem und minderwertigem Holz durch Kleben hergestellt. Brettschichtholzplatten und Brettsperrholzplatten sind stabil und ermöglichen den Bau anspruchsvoller Hochhäuser.

5. Holz und Feuchtigkeit

Damit das Holz möglichst lange hält, sollte es vor Feuchtigkeit und Wasser, biotischen Schädlingen, UV-Strahlung etc. geschützt werden. Für feuchte Umgebungen eignen sich härtere und dichtere Hölzer wie Rotfichte, Sibirische Lärche oder Akazie.

Für die Druckimprägnierung eignet sich Holz, das für den Außenbereich und feuchte Umgebungen vorgesehen ist. Durch ein spezielles Druck- und Vakuumverfahren in Imprägnierwerkstätten dringen Schutzmittel tief in den Holzquerschnitt ein. Auf diese Weise behandeltes Holz ist praktisch wartungsfrei und langlebig.

Venedig ist der Beweis dafür, dass geeignetes Holz in einer feuchten Umgebung ohne Zugang zur Luft Jahrhunderte halten kann.